Salemer Modell kommt bei Bürgermeistern gut an

| 2018

Noch gibt es in Stockach ein funktionierendes Gesundheitswesen. Aber immer mehr Dienstleister, wie Krankenkassen, ziehen sich aus der Fläche zurück und die Wege für die Bürger werden dadurch länger. Die Bürgermeister Rainer Stolz (Stockach) und Alois Fritschi (Eigeltingen) haben sich bei der Sozialstation Bodensee in Salem über innovative Pflegekonzepte informiert.

„Die demographische Veränderung ist eines der Themen, die ich in naher Zukunft angehen will“, sagte Rainer Stolz einleitend. Als Kommune mit Zentralitätsfunktion wie Stockach sieht er es als Pflichtaufgabe, dass die Bevölkerung auch im Alter gut versorgt ist.

Wolfgang Jauch, Vorstandsvorsitzender der Sozialstation Bodensee, stellte den beiden Bürgermeistern das Salemer Modell vor. Was den beiden besonders zusagte: Das Angebot ist nicht an ein Pflegeheim gebunden, sondern lebt von der Kooperation mit einem ambulanten Pflegedienst.

„Die Bewohner führen ein ganz normales Leben. Wenn nach einer OP oder einem Sturz Hilfe benötigt wird, sind wir da – und ziehen uns wieder zurück, wenn wir nicht mehr gebraucht werden. Wenn jemand dauerhaft gepflegt werden muss, können wir bei Bedarf auch weitergehende Hilfen anbieten“, erklärte Jauch. Das Besondere an dem Konzept: Die Sozialstation tut alles, damit die Kunden bis zum Lebensende in der eigenen Wohnung bleiben können.

Und so läuft es in Salem: Dort hat der ansässige Bauunternehmer Straßer seniorengerechte Wohnungen in zentraler Lage gebaut. Die beiden Häuser haben einen überdachten Innenhof und die Geschosse sind durch Brücken miteinander verbunden, um die Kommunikation zwischen den Bewohnern zu fördern. Im Erdgeschoss ist ein Gesundheitszentrum entstanden, in dem die Sozialstation Bodensee mit einem Pflegestützpunkt vertreten ist.

Das Büro ist vormittags mit examinierten Pflegeexpertinnen der Sozialstation besetzt, die sich mit allen Themen rund um die Pflege auskennen. Hier bekommen Menschen kostenlose Beratung zu und Hilfe beim Ausfüllen von Formularen. „Die Hausärzte schicken ihre Patienten oft zu uns, weil sie wissen, dass wir ihnen weiterhelfen“, sagt Pflegestützpunktmitarbeiterin Ute Lenski. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, eventuell benötigte Pflegeleistungen für die Bewohnerinnen zu organisieren und ist in Notfällen vor Ort.

Solch ein Pflegestützpunkt mit einer Art Gemeindeschwester sei eine „charmante Lösung“, denn „wir brauchen den Menschen vor Ort“ findet Stolz. Andrea Feiler, die Wolfgang Jauch bei der Sozialstation beim Aufbau der Pflegestützpunkte unterstützt, nannte einen weiteren Aspekt, um Gemeinden als Wohnorte attraktiv zu machen: „So wie ich Betreuungsangebote brauche, wenn die Kinder klein sind, brauche ich auch Angebote, wenn die Eltern älter werden“.

In Salem will Wolfgang Jauch noch einen Schritt weitergehen und plant etwas ganz Neues: In einem weiteren Bauabschnitt will die Sozialstation Bodensee im Erdgeschoss sowohl eine Tagespflege als auch eine Nachtpflege einrichten. Damit wäre sie der erste ambulante Dienst der pflegende Angehörige auf diese Weise nachts entlasten kann.

Die beiden Bürgermeister nahmen viele Eindrücke und Anregungen mit zurück und wollen zumindest Bausteine für ihre Kommunen übernehmen. „Ich bin sehr positiv überrascht, welche Möglichkeiten das Salemer Modell bietet“, resümierte der Eigeltinger Bürgermeister Alois Fritschi. „Wir haben wichtigen Input bekommen, jetzt gilt es etwas Ähnliches passend für Stockach zu konzipieren“, so das Fazit von Rainer Stolz.

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Von links: Der Eigeltinger Bürgermeister Alois Fritschi und Stockachs Amtskollege Rainer Stolz besichtigen mit Andrea Feiler (Sozialstation), Architektin Stephanie Straßer, Ute Lenski (Pflegestützpunkt Salem-Mitte), Bauunternehmer Bernhard Straßer, Pflegebereichsleiterin Sigrid Koch und dem Vorstandsvorsitzenden der Sozialstation Bodensee Wolfgang Jauch die Wohnanlage Generation+ in Salem.