Sozialministerium versagt Fördergelder

| 2018

Wolfgang Jauch ist bitter enttäuscht. Anstatt Förderzuschüsse in Höhe von 300.000 Euro aus dem Innovationsprogramm Pflege 2018 hat der Vorstandsvorsitzende der Sozialstation Bodensee vom Landessozialministerium eine Absage für sein innovatives Kurzzeitpflegekonzept erhalten.

Die telefonische Auskunft vom Ministerium vorab, das eingereichte Konzept sei unter den besten drei von 36 gestellten Anträgen, hatte die Verantwortlichen hoffen lassen, dass der zweite  Anlauf bei der Förderung für innovative Pflegekonzepte klappen würde. „Zumal wir etwas wirklich Neues bieten können“, so Jauch. Er will als ambulanter Dienst Kurzzeitpflege anbieten, die bisher an stationäre Einrichtungen – sprich Pflegeheime – gekoppelt ist. „Aus der Verknüpfung von Tagespflege und Nachtpflege könnten wir ein Pilotprojekt für ambulante Kurzzeitpflege machen“, so Jauch. Die entsprechenden Räumlichkeiten hätte Bauunternehmer Strasser der Sozialstation im zweiten Bauabschnitt von Salem-Mitte zur Verfügung gestellt. In Kombination mit dem Pflegestützpunkt der Sozialstation in der bereits vorhandenen Wohnanlage wäre eine ideale Versorgung für den Einzugsbereich der Sozialstation Bodensee gegeben.

„Unser Vorhaben, Verantwortung im Hinblick auf den immer größer werdenden Bedarf an Pflegekräften zu übernehmen, ist vorerst gescheitert“, so Jauch ernüchtert. Dabei sei ein Umdenken dringend erforderlich. „Wir müssen etwas für die pflegenden Angehörigen tun“, weiß er aus der täglichen Sozialstation-Praxis. Die Statistik sagt, dass rund zwei Drittel der Pflegebedürftigen zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt werden – in vielen Fällen mit Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes. Mit ihren knapp 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versorgt und berät die Sozialstation Bodensee jährlich bei rund 470.000 Hausbesuchen weit über 3000 Patienten. Dabei ist das Gebiet zwischen Markdorf und Stockach größtenteils ländlich geprägt.

„Die Pflege funktioniert gut, so lange die pflegenden Angehörigen nicht ausfallen. Dann versagt das System, weil es in den Pflegeheimen viel zu wenig Kurzzeitpflegeplätze gibt.“

Erst im April hat sich der Kreissozialausschuss mit dem Thema Kurzzeitpflege beschäftigt. „Ganzjährig planbare Kurzzeitpflegeplätze sind nahezu ständig ausgebucht. Eingestreute Plätze stehen de facto nicht zur Verfügung, da sie von den Trägern vorzugsweise als Langzeitpflegeplätze belegt werden, für die ebenfalls eine enorm hohe Nachfrage besteht“, heißt es in den Sitzungsunterlagen.

Wolfgang Jauch ist davon überzeugt, „dass unser Konzept der Tages- und Nachtpflege oder in der Verknüpfung als ambulante Kurzzeitpflege für Salem und Umgebung ideal wäre“. Allerdings kann die Sozialstation Bodensee als gemeinnützig wirtschaftende Organisation das Konzept nicht ohne Zuschüsse stemmen. Aufgeben kommt für Jauch nicht in Frage. „Wir sind überzeugt von unserem Konzept und werden unsere politischen Kontakte nutzen, um nichts unversucht zu lassen“, sagt der Sozialstation-Vorstand.

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Wolfgang Jauch ist vom Sozialministerium enttäuscht, kämpft aber weiter für die Kurzzeitpflege.