Zuversicht trotz großer Herausforderungen

| 2022

Viel Licht, aber auch Schatten hat die diesjährige Mitgliederversammlung der Sozialstation Bodensee e.V. hervorgebracht. Dabei spielt Corona eine große Rolle.

450 Mitarbeitende, die insgesamt 600.000 Hausbesuche absolvieren und 1,5 Millionen Kilometer zu den Patientinnen und Patienten unterwegs sind: Die Leistung des ambulanten Pflegedienstes ist beachtlich. Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Jauch zeigte sich beim Blick aufs betriebswirtschaftliche Ergebnis zufrieden. Während in der Sozialstation Markdorf das Vorjahresergebnis gehalten werden konnte, verzeichneten Salem und Überlingen ein Plus. In Stockach schlug wegen des hohen Krankenstandes ein leichter Umsatzrückgang zu Buche. „Ich bin froh, das Jahr mit einem so guten Ergebnis abschließen zu können“, sagte Jauch. Die Mitgliederversammlung erteilte dem Aufsichtsrat als Kontrollgremium der Sozialstation einstimmige Entlastung.

Sorge bereitet dem Vorstandsvorsitzenden das Thema Corona und seine Folgen: „Corona war 2021 das prägende Thema und ist weiterhin eine gewaltige Aufgabe“. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Musste die Sozialstation Bodensee 2021 einerseits coronabedingte Ausfälle von Mitarbeitenden und andererseits eine zunehmende Nachfrage im pflegerischen Bereich organisatorisch und personell bewältigen, so beanspruchte eine umfänglichere Bürokratie – unter anderem durch die Beantragung von Fördermitteln (Rettungsschirm) – personelle Ressourcen. Nicht zu vergessen die psychische Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Mehraufwand durch das ständige An- und Ablegen von Schutzkleidung, die täglichen Corona-Schnelltests sowie ad hoc-Vertretungen von coronaerkrankten Kolleginnen und Kollegen. Als 2022 das einrichtungsbezogene Betretungsverbot für Nicht-Geimpfte angekündigt wurde, haben allein 15 Mitarbeiterinnen gekündigt, um dem Betretungsverbot zuvorzukommen und sich eine Stelle außerhalb der Pflege gesucht.

Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen. „Wir können Patientinnen und Patienten nicht mehr in dem Umfang aufnehmen und unsere bisherigen Patienten auch nicht mehr in dem Maße versorgen, wie es bisher üblich war“, sagte Jauch. Die Besuche seien zwar teilweise reduziert worden, lebensnotwendige Leistungen würden aber selbstverständlich erbracht. Diese Situation sei auch für die Mitarbeitenden sehr belastend. Da künftig mehr Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden als neue auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind, verschärft sich die Lage. „Wir sind immer noch gut aufgestellt, aber wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen“, so Jauch. Als Lösung sieht er eine professionalisierte Nachbarschaftshilfe, die insbesondere in Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden organisiert werden könnte.

Damit die Sozialstation für die Zukunft aufgestellt ist, beschloss die Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung, die einen Pflegevorstand als dritten Vorstand zulässt.

In seinem Schlusswort griff Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Wulfert den geistlichen Impuls auf, mit dem Dekan Peter Nicola die Mitglieder auf die Versammlung eingestimmt hatte. „Angst ist in der Kirche kein guter Ratgeber“, zitierte er Papst Johannes XXIII. In diesem Sinne werde die Sozialstation Bodensee auch künftig in Zuversicht handeln.

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Die Mitgliederversammlung fand am 10. Oktober in Überlingen statt.